Am 3. Juni 2022 ereignete sich in Burgrain, in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, ein schweres Zugunglück, bei dem fünf Menschen den Tod fanden und eine größere Zahl zum Teil schwere Verletzungen davontrug. Dieses Unglück hat bereits wegen dieser fatalen Folgen große Bedeutung. Hinzu kommen die Umstände, auf die noch eingegangen werden soll.
Nun finden sich auf Seite 135 im neuen Geschäftsbericht der Deutschen Bahn AG zum Jahr 2022 dazu die folgenden, acht dürren Zeilen:
„Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen
Am 3. Juni 2022 kam es zu einem tragischen Zugunfall in Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen, bei dem fünf Menschen starben und mehrere verletzt wurden. Der DB -Konzern ist tief betroffen von dem Unglück; unsere Gedanken gelten den Verstorbenen und Verletzten sowie deren Angehörigen und Freund:innen. Der DB -Konzern unterstützt die ermittelnden Behörden vollumfänglich bei den Untersuchungen der Unfallursache.“
Auf derselben Seite findet sich dann noch die folgende Passage, mit der ein Zusammenhang zu diesem Unglück hergestellt und suggeriert wird, dass die Ursache der Entgleisung bei fehlerhaften Schwellen liegen würde:
„Inspektion und Austausch von Betonschwellen
Von Juli bis Ende August 2022 hatten Expert:innen des DB -Konzerns innerhalb weniger Wochen vorsorglich bundesweit rund 200.000 Schwellen eines bestimmten Bautyps und Herstellers überprüft. […] Die Arbeiten erfolgten vorsorglich, da im Zusammenhang mit dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen am 3. Juni 2022 auch Schwellen eines bestimmten Bautyps von den ermittelnden Behörden geprüft wurden. Die Ergebnisse der durch den DB -Konzern dahin gehend eingeleiteten materialtechnischen Untersuchungen und technischer Gutachten unabhängiger Prüfinstitute legen nahe, dass ein Herstellungsfehler vorliegen könnte.“
Auf gut deutsch: Nix Genaues weiß man nicht. Aber wir streuen schon mal Gerüchte, um falsche Spuren zu legen…. Denn festzuhalten sind aus unserer Sicht drei Aspekte:
- Die DB verschweigt in diesem offiziellen Bericht, dass es gewichtige Hinweise auf andere Ursachen für das Unglück gibt. Dieter Doege, unterstützt von Bürgerbahn, dokumentierte in einer Studie, dass zwei Jahrzehnte zuvor der Bahndamm in seinem Fuß reduziert und dadurch erheblich geschwächt wurde – vor allem weil zwei Bundesstraßen zusammengelegt, an den Bahndamm herangeführt und gleichzeitig ein Bach an den Bahndamm verlegt wurde.
- Die DB verschweigt, dass es dazu Ende Juli 2022 eine Pressekonferenz gab, auf der wir diese Studie vorstellten – und dass mehr als zwei Dutzend Zeitungen und drei TV-Stationen darüber berichteten. Im Februar 2023 erschien in der Süddeutschen Zeitung ein ergänzender Bericht, der unsere Ergebnisse stützt. Als Ergebnis der letztgenannten Veröffentlichung ließ die DB eine neue Langsamfahrstelle (Tempo 70 anstelle 100) an der Unglücksstelle einrichten – mit dem Verweis auf „Unterbau-Schaden“.
- Die DB verschweigt, dass Lokführer in den Tagen vor dem Unglück sich offen über die schlechte Gleislage an der Unglückstelle äußerten – darauf aber nicht reagiert wurde.
Im Übrigen ist die Behauptung der DB, der Bahnkonzern werde mit den ermittelnden Behörden vollumfänglich zusammenarbeiten nach unseren Informationen nicht zutreffend. Wir haben im neuen Alternativen Geschäftsbericht Deutsche Bahn AG das Thema Burgrain-Unglück nochmals ausführlich aufgegriffen (siehe dort Seiten 70-75). Bürgerbahn – Denkfabrik prüft, wie wir im Zusammenhang mit dem Jahrestag dieses Unglücks am 3. Juni 2023 neu darauf aufmerksam machen können, wie unverantwortlich die DB-Verantwortlichen auch beim Thema Sicherheit im Bahnverkehr handeln.