Zero Covid ist für zwei Milliarden Menschen Realität

Die Beispiele Australien und Neuseeland

O-Ton Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. 2.2021: „Die Anhänger von ´No Covid´ und von ´Zero Covid´ orientieren sich an Australien und Neuseeland. Anders als ebenfalls erfolgreiche Länder Ostasiens handelt es sich um Demokratien mit westlich geprägter Kultur“. Tatsache ist: Mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in Ländern, in denen eine Zero-Covid-Politik verfolgt wird – mit Erfolg. Dazu gehören neben China Vietnam, Thailand, Ruanda, Kuba, Island, Südkorea, Japan … und eben Australien und Neuseeland.

Das sind Länder, in denen es bis zum 31.1.2021 weniger als 10 Corona-Tote auf 100.000 Einwohner gab. Zum Vergleich: In Deutschland waren es am 31.1. 72, in Schweden 118, in Frankreich 119 und in Belgien 183. In der Zero-Covid-Ländergruppe konnte man das Leben von Hunderttausenden Menschen retten. Darüber hinaus wurde erreicht, dass in diesen Ländern seit Monaten das Alltagsleben (Arbeit, Schule, Sport, Freizeit) seinen n ormalen Gang geht. Sharon Lewin, Direktorin des Doherty-Instituts für Immunologie in Melbourne: „Alles in allem fühlt sich das Leben in Melbourne wieder sehr normal an.“

Interessanterweise verfolgte die australische Regierung anfangs die bekannte „flatten the curve“-Politik. Erst als im März die Gefährlichkeit des Virus erkannt wurde und bald darauf die Corona-Todeszahlen sprunghaft anstiegen, schwenkte man um. Nach einem 111-tägigen harten Lockdown wurde „Zero“ erreicht; seit Ende Oktober gibt es keine Covid-19-Toten mehr. Werden einzelne Infektionen registriert, folgt ein lokaler Lockdown. Was sich auch wirtschaftlich auszahlt; das Bruttoinlandsprodukt sank 2020 nur um 3,7 Prozent. Die Unterschiede zur EU sind natürlich groß – 25,4 Millionen gegenüber 447 Millionen Menschen. Allerdings ist die im Fall Australien zu kontrollierende Landesfläche fast doppelt so groß wie das EU-Gebiet.

Die Ergebnisse in Neuseeland sind noch beeindruckender. Hier gab es bis 31.1.2021 nur 25 Corona-Tote (0,6 Tote auf 100.000 Menschen). Die rot-grüne Regierung unter Ministerpräsidentin Jacinda Ardern verfolgte von vornherein eine ZeroCovid-Politik. Verena Friederike Hasel, eine in Auckland lebende Deutsche, berichtete jüngst, wie skeptisch sie zunächst gewesen sei: „Ein harter Lockdown ist ungerecht […] Die Maßnahmen geben auf den einzelnen bezogen nicht unbedingt Sinn. Aber wenn sich alle daran halten, sind sie extrem wirkungsvoll. Hinterher sagt man: Ein Glück, dass wir das durchgezogen haben.“ (Zeit-online; 25.1.2021). In Neuseeland wurde die Arbeitswelt mit einbezogen: „Das Homeoffice wurde nicht angeraten; es wurde verhängt. Abgesehen von Ärztinnen, Apotheken und Supermärkten war es den Menschen schlichtweg untersagt, zur Arbeit zu gehen.“ Die Mutter von drei Kindern hebt hervor: „Die Lehrer waren in digitalem Unterricht geschult, mein e Kinder hatten regelmäßige Videokonferenzen und das Fernsehen sendete sechs Stunden am Tag (!) Schulunterricht.“ Die Ergebnisse sind beeindruckend: Neuseelands Wirtschaft steht seit Herbst 2020 wieder gut da. Bei der Parlamentswahl fuhr die Partei von Frau Ardern eine grandiosen Wahlsieg ein; um 13 Prozentpunkte legte Labour zu, sodass es nun eine sozialdemokratische Alleinregierung gibt. Die große konservative Oppositionspartei, die für „Lockerungen“ plädiert hatte, wurde mit minus 19 Prozentpunkten abgestraft. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung bilanziert: „Die Tatsache, dass es Neuseeland inzwischen gelungen ist, das Virus (fast) zu eliminieren, hat die Popularität der Regierungschefin gesteigert. Die Wähler konnten sich offensichtlich mit Jacinda Ardern identifizieren.“ Zu beachten sind: Solange andere Regionen die Pandemie nicht stoppen, schotten sich Australien, Neuseeland (und andere ZeroCovid-Staaten) vom Ausland ab. Alle Einreisenden müssen sich einer zweiwöchigen (überwachten) Quarantäne unterziehen.

Erschienen im Februar 2021 in „ZeroCovid – Solidarität in Zeiten der Pandemie“ Nr. 1